Was ändert sich für die Wirtschaft, wenn wir Corona geschafft haben? Der Unterschied zu 2008/2009: Heute steht nicht wie nach der Finanzkrise von eine „Wirtschaft ohne Moral“ am Pranger. Vielmehr wird die Wirtschaft aktuell unschuldig gequält vom Folterknecht der Coronaseuche. Die Ökonomie zeigt unter dieser Pein ihre verletzliche Seite. Sie ist in diesen Krisenzeiten staatsbedürftig, helfen angesichts der Lockdowns doch nur billionenschwere Hilfspakete und Kurzarbeitergeld, um Firmenpleiten und Arbeitslosigkeit wenigstens einzudämmen. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Bereiche, die einfach nur gewonnen haben: e-health generell, online einkaufen, online Service Support, um nur mal drei zu nennen.

Wir wissen noch nicht, ob anscheinend eine langanhaltende Rezession bevorsteht. Die V-Form des Aufschwungs im zweiten Halbjahr 2020 war beeindruckend. Bereits der erste Lockdown sollte ebenso Augen geführt haben, wie marktbedürftig wiederum die Gesellschaft ist. Auch die staatlichen Hilfspakete wären ohne jahrelang erfolgreiche Wertschöpfung nicht in diesem Umfang möglich gewesen. Der marktliche Wettbewerb kann ein wesentlicher Treiber von Innovation für die weitere Krisenbewältigung und die Nachcoronazeit sein. Das hat der Wettbewerb um die Entwicklung eines Impfstoffes besonders eindrücklich verdeutlicht.

Kontaktreduzierung und Home-Office-Offensiven haben die Unternehmen notgedrungen agiler und digitaler gemacht wie nie zuvor. Viele Arbeitgeber lehnten noch 2019 Home-Office ab oder standen dem skeptisch gegenüber. Die dahinterstehende Misstrauenskultur in hierarchischen Unternehmen hat an Einfluss verloren; Arbeitnehmer hingegen mehr Flexibilität und Eigenverantwortung durch digitales Arbeiten gewonnen.

Corona wälzt also Hand in Hand mit der Digitalisierung eingefahrene Prozesse in der Wirtschaft um, im Großkonzern wie im Kleinbetrieb. Es braucht daher einen Perspektivwechsel: Digitalisierung sollte betriebswirtschaftlich endlich nicht mehr als Problem, sondern noch stärker als ein Weg gesehen werden, um Kundenwünsche besser zu erfüllen, diese langfristig zu binden und das Gewinnpotenzial hierbei auszuschöpfen. Wer zum Beispiel einen funktionierenden, kundenfreundlichen Online-Shop hat, ist derzeit klar im Vorteil – allerdings müssen wir auch Wege finden, um die kleinen Anbieter (von nebenan aus dem Viertel) daran teilhaben zu lassen. Die Potenziale müssen erkannt und digitale Baustellen im eigenen Unternehmen, die lange brachlagen, müssen jetzt bearbeitet werden. Unumkehrbare Entwicklungen dürfen nicht länger bekämpft, sondern müssen mit neuen Denkweisen gestaltet werden.