Neue Technologien und neue Rahmenbedingungen führen zu attraktiven Edge-Use Cases

Nachbericht der Veranstaltung vom Dienstag, 6. Juni 2023, 12.00 – 18.00 Uhr im Blockchain Reallabor, Hürth

Clouds sind, nicht nur, aber vor allem, eine Handvoll Hyperscaler, mit riesigen, global verteilten Rechenzentren. Kaum vorstellbar, dass die dadurch gewonnenen Mehrwerte in Sachen economies of scale, Produktvielfalt und Einfachheit in der Nutzung in ähnlicher Form auch von Rechenzentren „vor Ort“ oder jedenfalls in der Nähe geliefert werden können. Vielleicht aber doch? Während die einen in Sachen „Edge“ von einer „Cloud-Revolution“ o.ä. sprechen, sind die anderen eher verhalten und sehen nur eine kleine neue Spielart der Clouds. Während die einen vor allem alle latenz-kritischen Anwendungen in die Edge bringen wollen – werben die anderen mit den niedrigsten Hosting-Kosten weltweit.

Der im Blockchain Reallabor auf dem Euronova-Campus in Halle 6 am 6. Juni durchgeführte Experten-Roundtable mit Teilnehmern u.a. von Ericsson, German Edge Cloud, IBM, der Rheinischen FH, dem NRW-Wirtschaftsministerium, siticom, Teleport Köln, Universität Duisburg-Essen befasste sich im 6. Jahr hintereinander mit den Chancen der Edge als Ergänzung und z.T. Kontrapunkt zur Public Cloud.  Unter dem Strich wird die Verlagerung von Rechenzentren an „den Rand“ von fast allen Experten als Trend der nächsten Jahre gesehen. In welchem Ausmaß dies geschehen wird, wird allerdings noch kontrovers diskutiert. Der erste Eindruck aus den Diskussionen war, dass es (noch) komplizierter wird als bisher – von der Standardisierung mit sehr vielen verschiedenen Institutionen über die Architektur bis hin zu den Prozessen. Dennoch, für speicher-intensive Anwendungsfälle wie Video-Conferencing per Holografie, wie sie Ericsson beschrieb, oder das Management großer Baustellen, wie IBM ausführte, sind Edges eine perfekte Lösung.  An vielen Stellen auch noch unklar, obwohl bereits seit zwei Jahren unterwegs, ist lt. German Edge Cloud die Ausgestaltung des IPCEI-CIS zur Cloud-Infrastruktur, die auch Edge-Fragestellungen beinhaltet.

En wichtiges Nebenthema war die Einschätzung des Themas „Abwärme“ beim RZ-Betrieb – die neuen Regelungen dazu  liegen inzwischen beim Bundesrat.  Während es im Rheinischen Revier schon seit längerer Zeit Lösungen dafür gibt, wird bei großen RZ nach wie vor darauf hingewiesen, dass erst eine Netz zur Aufnahme der Abwärme bereitstehen müsste, es zumindest vorteilhaft wäre. wenn bundesweit ein Register potenzieller Wärmeabnehmer entwickelt würde.

Unterm Strich: Selbst wenn die plakativen Headlines aus der Anfangszeit der Edge wie „Eine Edge unter jeder Autobahnbrücke“ oder „…auf jedem Mobilfunkmast“ etwas überzogen sein mögen – die Einschätzung von Thierry Breton, dass Europa 10.000 Edges benötige, scheint in eine plausibel nachvollziehbare Richtung zu zeigen, wie nicht zuletzt neue Buzzwords aus der Edge-Cloud-Continuum-Szene wie „Re-Patriotisierung“ der Cloud in die Edge andeuten…