Viel wurde in den letzten zwei Jahrzehnten über das „ganz normale“ Internet 1.0 gesprochen. Dann kam der Hype zum Social Net, als Web 2.0 bezeichnet, und später dann ein Über-Sprung zu Industrie 4.0, was gleich dazu führte, dass überall bei Internet-Themen die Vokabel 4.0 ihre Blütezeit feierte.
Fakt ist, dass sich das Internet offenkundig in einer Phase des Umbaus befindet: Von bisher „lediglich“ 7 Mrd. connected things im Internet-of-Things/IoT (Gartner) soll die Zahl bis 2022 je nach Quelle auf 20 bis 100 Mrd. oder mehr ansteigen. Sicher ist, dass sich im Zuge dieser Explosion des Dinge-Netzes vieles ändern wird, vielleicht sogar der Charakter des Internets, wie wir es bisher kennen. Die digitale Vernetzung von Anlagen, Prozessen und Fabriken kommt voran, wenn auch langsamer als von manchen gedacht. Nach einer Studie des Fraunhofer-Instituts IFF ist die langsame Entwicklung vor allem auf mangelnde Flexibilität der eingesetzten IT-Systeme im Mittelstand zurückzuführen. Andere machen die Probleme, die vernetzten Dinge absolut sicher zu machen, dafür verantwortlich, wieder Andere sehen den Mittelstand ganz generell als bremsenden Faktor.
Eine Kernfrage bei dieser Entwicklung ist, ob – wie einer der Gründerväter des Internet formulierte – „everything that can be connected will be connected“. Oder sollte bei der Vernetzung von Dingen nicht zunächst der Nutzen und Mehrwert des Anwenders betrachtet werden? Und wie sieht der Business Case hinter der Anwendung aus? So könnte beispielsweise gezeigt werden, dass mit Hilfe der neuen Technologien viele Möglichkeiten bestehen, Prozesse besser oder gar neu zu konfigurieren. Auch der Anschluss von Geräten, Systemen oder Diensten an künstliche oder gar kognitive Intelligenz könnte ungeahnte Möglichkeiten bieten. Wertschöpfungsketten könnten somit optimiert, abgekürzt und Kosten reduziert werden.
Die Bandbreite möglicher Fragestellungen ist groß: Visionen und Missverständnisse, Chancen und Risiken, technologische Herausforderungen und Sicherheitsprobleme sind gleichermaßen zu finden. Fast immer sind dabei die Sicherheit – The Internet of Unsecure Things“ – und der Datenschutz Top-Themen. Was geht überhaupt unter Aspekten einer sicheren Standardisierung, der Online-Security sowie des Datenschutzes und der Compliance?
Viele Studien bescheinigen dem IoT erhebliches Wachstum – Cisco beispielsweise geht davon aus, dass sich in Deutschland die Zahl der connected things von heute 464 Millionen bis 2022 auf 798 Millionen erhöhe. Eine andere Studie hat 2018 als Jahr des IoT-Durchbruchs gesehen. Wieder andere Studien sind kritischer – „Warum die Welt noch nicht bereit ist für das IoT“ wurde da schon mal formuliert. Eine Abwägung fällt nicht leicht. Ein Grund für die unterschiedlichen Schätzungen könnte auch sein, dass die Definitionen sehr unterschiedlich oder zumindest nicht völlig klar sind. Häufig haben sie auch mehr Buzzword-Charakter als realen Bezug: In den jährlichen Buzzwords-Rankings liegen die Begriffe IoT und Industrie 4.0 ganz vorne, gleich nach Digitalisierung und disruptiver Transformation, und werden von daher von fast jedem und fast in jedem Fall anders gebraucht.
Insoweit muss, um das Internet der Dinge inhaltlich voran zu bringen, mehr als anderswo Konkretisierung folgen – es ist essentiell, konkret zu zeigen, dass mit Hilfe der neuen Technologien viele Möglichkeiten bestehen, Prozesse besser oder völlig neu zu konfigurieren. An vielen Stellen bietet beispielsweise die Kombination von Connectivity und immer besserer künstlicher Intelligenz ungeahnte Möglichkeiten, Wertschöpfungsketten zu optimieren, abzukürzen, By-Passes an bisherigen Ketten vorbei zu legen oder sogar breit vernetzt vorzugehen und nicht zuletzt Kosten zu reduzieren.