Am 12. Juli 2023 fand der diesjährige Big Data-Experten-Roundtable der drei Partner IDiTech, Fraunhofer IAIS und deutsche ict + medienakademie statt. Mit einem Satz könnte das Ergebnis dieses Gedankenaustauschs etwa dadurch beschrieben werden, dass das „Öl des 21. Jahrhunderts“ zwar nicht so sprudelt, wie sich der eine oder andere Politiker das die letzten Jahre vorgestellt hat, dass aber die Analyse und Bewertung großer Datenmengen immer mehr zur Selbstverständlichkeit wird.

Dabei hilft vor allem KI, auch unstrukturierte Daten einzubeziehen, anders als es in früheren Jahren meist bei Business Intelligence, Data Mining oder Data Warehousing der Fall war. Bereits ein Drittel der deutschen Unternehmen, so Jan Büchel vom Institut der Deutschen Wirtschaft, empfange bereits externe Daten und arbeiten intensiv damit, aber es könnten viel mehr werden, wenn denn auch die erforderlichen organisatorischen Vorkehrungen getroffen seien. Ein neuer Ansatz dazu sind Data-Mesh´s als sozio-technisches Instrument, um Daten unternehmens-übergreifend zu managen meinte Sönke Liebau von Stackable. Allerdings ist es auch innerhalb großer Unternehmen keineswegs selbstverständlich, dass alle konzern-internen Daten geteilt und übergreifend genutzt würden, wie Rhys Nölke, der Chief Data Officer von Bertelsmann, erläuterte. Dies sei nicht nur organisatorisch, sondern auch juristisch bedingt, selbst bei Schwestergesellschaften im Konzern. Ob es da hilft, wenn im Moment immer neue gesetzliche Reglungen aus Brüssel kommen, fragte rhetorisch Dr. Lutz Keppeler von Heuking Kühn Lüer Wojtek. In jedem Fall zeichne sich ein Hauch ab, dass das bisher betonte Prinzip der Datensparsamkeit in Zukunft von mehr Daten-Freigiebigkeit abgelöst werde: Durch die neuen EU-Gesetze bewege sich das Recht in Richtung einer neuen Datenwirtschaft.

Dr. Ralf Schadowski, der Cybersicherheitsexperte der SITS Germany, äußerte Bedenken: Konterkariert könne dieses Umschwenken durch Sicherheits-Probleme – Big Data = Big Unsecurity? Big Data sei in der Tat das Öl des 21. Jahrhunderts – für Kriminelle. Datendiebstähle seien an der Tagesordnung und würden im besten Fall nur noch zur Kenntnis genommen. Die Erpressbarkeit rücke in den Fokus und selbst bei Lösegeldzahlungen, die inzwischen gang und gäbe seien, würden nur in einem Bruchteil der Fälle die Daten komplett wieder hergestellt. In eine ähnliche Kerbe schlug Ulla Coester vom ifis-Institut für Internet-Sicherheit: Big Data könne auch gegen die Menschen verwendet werden. Ihr Vorschlag: Die Entwicklung einer Vertrauenswürdigkeits-Plattform, auf der Anbieter von Datenräumen ihre Vertrauenswürdigkeit unter Beweis stellen könnten.

Zum Abschluss der Diskussion wurden drei Use Cases vorgestellt – im Bereich der Automobilindustrie seitens Cofinity-X, dem Betreiber der Daten-Plattform Catena-X, die sich aber auch als Betriebs-Plattform für ganz andere Datenräume anbot. Häufig als Prototyp für bedeutsame Data Spaces genannt, aber hierzulande noch nicht wirklich in Fahrt gekommen sind die Data Spaces im Gesundheitsbereich, die im Moment an der Schwelle zu einem Entwicklungssprung zu stehen scheinen. Bereits jetzt voran geht es aber, und das lässt hoffen, mit dem neuen „Datenraum Kultur“ als nationales digitales Leuchtturmprojekt. Was unter dem Strich bleibt, ist der Eindruck, dass die Zeit der überhitzten Goldgräberstimmung in Sachen Big Data vorbei ist und langsam immer mehr Projekte, die inhaltliche und ökonomische Sinnhaftigkeit aufzeigen, in den Vordergrund der Diskussion gelangen.