Ein Bericht vom CIO-Roundtable 2023 am 26. Oktober 2023 auf Schloss Birlinghoven

Von Ekkehart Gerlach

Über IT und Telekommunikation – ITK bzw. ICT – wurde mit Blick auf Computer und Netze schon immer gern berichtet. Aber der richtige Hype kam erst mit Ereignissen wie der Liberalisierung des TK-Markts in den 90er Jahren, der Internet-Blase um die Jahrhundert-Wende, dem iPhone im vorletzten und der Begriffsflut rund um „Digitales“ im letzten Jahrzehnt. So unscharf die Begriffe, so stark sind doch die damit im Zusammenhang stehenden Veränderungen – kein Wunder, dass Auguren verschiedenster Schattierungen immer wieder versuchen, eine Rangordnung in die Bedeutung solcher Veränderungen zu bringen. Der Buzzwords sind viele – es geht um digitale Infrastrukturen und Plattformen, Future Internet und Future Communication, aber auch um Nachhaltigkeit, Resilienz und Regulierung.

Einigkeit besteht darin, dass „Netze“ jeglicher Art die Grundlage zu den meisten anderen ICT-Themen sind. Selbst wenn 6G als neues Hype-Thema schon vor mehr als zwei Jahren auftauchte – die geschäftsrelevanten Aspekte der Gegenwart kreisen eher um 5G, wie Dr. Thomas Haustein vom Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut ausführte.  Die Ausleuchtung der deutschen Fläche werde immer besser, aber nie 100%, weil es sich ganz einfach nicht rechne. Das wäre dann vielleicht eher eine Option für die immer mehr in den Vordergrund tretenden neuen Satelliten-Dienste. Und was die Frage Festnetz oder Mobilnetz anbetreffe, sei sowieso klar, dass der Mehrwert in der Kombination läge, etwa wenn Glasfaser zu jedem Mobilfunkmast führen werde. Ein weiterer Eckpunkt zukünftiger digitaler Infrastrukturen ist das sog. Cloud-to-Edge-Continuum, oder ist es gar eine Repatriotation, wie mache Experten postulieren? Es wird verschiedentlich geschätzt, dass bis zu 80% der Cloud-Daten in Zukunft in Edges liegen werden. Insbesondere für die Industrie scheinen diese neuen Optionen vielversprechend, schilderte Dr. Mario Pothen vom Fraunhofer IPT. Eine zentrale Rolle würden dabei auch die Digitalen Zwillinge spielen, die die Industrielandschaft mehr und mehr bevölkern.

Eines ist in der sich anschließenden Diskussion aber klar geworden: Alle diese verheißungsvollen Perspektiven machen die Netzwelt immer komplexer, so dass es ohne beschleunigte Automatisierung beim Netzbetrieb wohl kaum noch gehen wird. Software-Defined Networking, also SDN, beschreibt nichts anderes als das Vordringen der IT in die Netze, erläuterte Christian vom Scheidt von der Plusnet GmbH. Das gelte noch mehr, wenn auf zukünftigen Nutzungs-Optionen geschaut werde, z.B. das Metaverse: Selbst wenn der mediale Hype um das Consumer-Metaverse etwas abgekühlt ist – die Fortentwicklung von AR und VR aus der einfachen Smart Maintenance-Ecke heraus zum Industrial Metaverse scheint lt. Dr. Leif Oppermann vom Fraunhofer FIT nur folgerichtig, weil in den Unternehmen mit spitzem Bleistift gerechnet werde, das damit auch Mehrwert generiert werde. Oder die Kommunikation: Die netzbasierten Gesellschaften der Zukunft werden eher noch kommunikationsintensiver als heute, und das mit einer Flut der Bilder ohne Ende, selbst wenn diese immer mehr künstlich erzeugt oder sogar gefaked sein sollten, so Markus Neckar, Creative Director der Agentur Palmer Hargreaves.

Allerdings, zu allen schönen Visionen gebe es auch mehrere „aber“ – ob Anforderungen an die Resilienz – dort besteht lt. Bundesnetzagentur durchaus noch Verbesserungs-Potenzial, an die Nachhaltigkeit – hier kommt eine Flut von Anforderungen aus der neuen EU-Gesetzgebung auch auf kleinere Unternehmen zu, oder bezüglich der Regulierung. Die Kunst werde sein, die Regulierung so zu gestalten, dass sie unternehmerisches Tun nicht behindere, angesichts der Vielfalt der neuen Regelungen eventuell sogar durch Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Gesetzen, die von Unternehmen gar nicht mehr einzuschätzen sind, so Ulrich Kelber, der Bundesdatenschutzbeauftragte.