24 Jahre deutsche ict + medienakademie, 24 Jahre auf der Suche nach besseren Informationen zu Digitalen Zukunftstechnologien: Schlussstrich am 31.12.2023 

Von Ekkehart Gerlach

1999 näherte sich der Hype ums Internet auch in Deutschland seinem Höhepunkt: Einerseits überschäumende Euphorie, die bizarre Blüten zeugte, wie etwa die Umbenennung von Unternehmen in xyz.com, um den Aktienkurs dadurch zu vervielfachen, etwas später dann Ansätze wie Second Life mit dem Postulat „Jedes Unternehmen muss sein Geschäft dorthin verlagern“. Andererseits gab es aber auch große Skepsis einiger Experten, die das Internet als vorübergehende Erscheinung, in jedem Fall aber nichts zukunftsfähig ansahen. So oder so, eines war aber schon damals überdeutlich: Deutschland hechelt hinterher, ist zu wenig zukunfts- und umsetzungs-orientiert, was neue Geschäftsmöglichkeiten auf der Basis des Netzes der Netze anbetrifft, und die mangelnde Tech-Affinität zieht sich durch die gesamte Gesellschaft, von Kindergärten bis zu CxO´s. O-Töne aus den 90ern: „Hohe Bandbreiten? Brauchen wir nicht, wir wollen doch nur telefonieren“. „Video-on-demand? Das geht doch physikalisch gar nicht“. „Software-as-a-service? Not invented here“. 
 
Wo also ansetzen, um Besserung oder wenigstens Linderung der Symptome zu erzielen? Natürlich gab und gibt es verschiedene Therapien, aber sehr schnell wurde nach Gründung der dma klar, dass der schnellste und effektivste Ansatz, um aufzuholen, angesichts seiner Hebelwirkung die Verbesserung der relevanten Informationsqualität für Führungskräfte ist. Grund genug also für Überlegungen, bessere – sprich: tiefgründigere und ausgewogenere – Information zu komplexen und dynamischen Tech-Themen (Internet, IT, TK, Medien…) dorthin zu bringen, wo sie den größten Mehrwert erzeugen – zu Führungskräften.
 
Mit dieser Erkenntnis wurde die dma 1999 auf Anregung von und mit Unterstützung des Landes NRW als Projekt der Bertelsmann Stiftung gegründet, um Führungskräfte diesbezüglich zu unterstützen. Damit sollten Unternehmen kompetenter bei Entscheidungen in diesen Themen-Bereichen werden und Fehl-Invest in Sackgassen hinein vermieden und Ausbau zukunftsträchtiger Gebiete befördert. Nach verschiedensten Versuchen wurde klar: Klassische Weiterbildungsformate sind nicht für Führungskräfte geeignet, sondern viel eher kleine Fach-Konferenzen, Private Sach- und Fach-Coachings für Top-Executives und vor allem Roundtables für Führungskräfte, multi-disziplinär, mit hinreichend Raum für Pro und Con in intensiven Diskussionen. Zum Jahresende 2023 hat die dma 500 Executive Roundtables mit 20.000 Führungskräften zu verschiedensten Themen rund um das Internet durchgeführt, von AR oder Automatisierung über Big Data, Blockchain, Breitband, Cloud, Connected Car, KI, Mobile 5G/6G, Robotics, SDN, Security, Smart Energy und Smart Home bis hin zu UCC oder WiFi, um einmal nur einen Bruchteil diesbezüglicher Buzzwords zu nennen. Und: Jeder Vierte der Teilnehmer hat sich schon einmal selbst als Impulsgeber für eine intensive Diskussion zu einem bestimmten Tech-Thema eingebracht. 
 
Seit 2018 im Verbund mit dem eco-Verband der Internetwirtschaft ist 2023 das Jahr, in dem diese Ansätze ihr Ende finden, selbst wenn nüchtern konstatiert werden muss, dass zentrale Tech-Bereichen hierzulande nach wie vor eher bedürftig als ergebnis-trächtig sind, Beispiele Cloud, IT- und TK-Hardware, genauso aber auch KI oder Security. Dem einsamen Beobachter schwant, dass ohne ein massives, vielleicht sogar grundsätzliches Umsteuern in der Digitalpolitik eine Umkehr dieses Befunds kaum möglich sein wird. Insoweit – selbst wenn das IDiTech-Mitglied deutsche ict + medienakademie im Dunkel der Tech-Geschichte verschwindet – vielleicht finden Gedanken wie „Hinter-die-Kulissen schauen statt hochglanz-polierte sales speeches“, „Pro und Con statt Tunnelblick“, „effektiv-interaktiv statt ex-cathedra“ oder letztlich „Tacheles statt Tratsch“ doch noch Anhänger, so dass das Postulat, Tech-Vorsprünge durch bessere Informationen für das Management zu erzielen, kein Wunschtraum bleiben wird.