Abbildung 1: Installation eines Gateways auf dem Feuerwehrturm der Yncoris GmbH & Co.KG
Alle 13 Sekunden wird in Hürth ein IoT-Datenpaket übertragen – über ein offenes, gemeinschaftlich betriebenes LoRaWAN-Netzwerk. Mit der Installation von 10 weiteren Gateways durch die Stadtwerke Hürth – sechs davon bereits in Betrieb – entsteht ein Fundament, das Modellcharakter für digitale Stadtentwicklung in Deutschland hat. Die Initiative wurde in enger Kooperation mit dem Institut für digitale Zukunftstechnologien (IDiTech) konzipiert und von unseren Vorstandsmitgliedern Daniel Trauth und Wolfgang Prinz begleitet.
Digitale Infrastruktur als Fundament der Zukunft
Bereits 2024 startete das Pilotprojekt Smart Waste Hürth. Öffentliche Abfallbehälter wurden mit 100 Sensoren ausgestattet, die ihren Füllstand per Funk melden. Das Besondere: Der Datentransport läuft nicht über kommerzielle Mobilfunknetze, sondern über das Helium-Netzwerk, das auf der energiesparsamen LoRaWAN-Technologie basiert – betrieben von Bürger*innen und seit Kurzem auch im Namen der Stadt Hürth und den Stadtwerken Hürth selbst, umgesetzt von der dataMatters GmbH.
Was als Experiment begann, entwickelte sich zum Vorzeigeprojekt: Mittlerweile sind weitere 100 Sensoren im Feld und 50 weitere für die Abfallbehälter der neuen, modernen Bushaltestellen vorgemerkt – mit mehr als 21 Gateways im gesamten Stadtgebiet, von denen 11 von Bürger*Innen betrieben werden.
Die wissenschaftlich-technische Begleitung des Projekts erfolgt durch das Institut für digitale Zukunftstechnologien (IDiTech).
„Städte brauchen offene, adaptive Infrastrukturen, die Nachhaltigkeit und Innovationsfreiheit ermöglichen. Genau das schaffen wir mit dieser Architektur – gemeinsam mit Bürgern, Stadtwerken und Industriepartnern.“
– Prof. Wolfgang Prinz, PhD, Vorstandsvorsitzender von IDiTech und Gründer des Blockchain Reallabors
Gateways: Technisches Rückgrat der digitalen Stadt
Die Stadtwerke-Gateways sind strategisch über das Stadtgebiet verteilt und liefern regelmäßig Datenpakete, der Standort VHS Ahl Schull z. B. alle 2 Minuten. Weitere Standorte befinden sich in Zusammenarbeit mit der Yncoris GmbH & Co.KG auf deren Feuerwache, auf der Bodelschwingh-Schule, der Wendelinusschule, der Carl-Orff-Schule (in Umsetzung), der Brüder-Grimm-Schule (in Umsetzung), am Bahnhof Kalscheuren (in Umsetzung) sowie an drei Unterkünften in Kendenich, Alt-Hürth und Gleuel. Aber auch der Bürgermeister Dirk Breuer und der Vorstandsvorsitzende der Stadtwerke Stefan Welsch unterstützen das Projekt durch Indoor-Gateways in deren Büros auf dem Rathaushügel. Auch Peter Zens vom Erlebnisbauerhof betreibt ein Gateway. Parallel dazu ergänzen die Bürger-Gateways das Netz – einige davon senden sogar jede Minute. Die Netzabdeckung wächst somit organisch – und damit auch die Resilienz.
Offenheit als strategisches Prinzip
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist die Offenheit der Infrastruktur:
- Technisch: Jeder kann eigene Sensoren oder Gateways integrieren, ohne die Sicherheit oder Integrität des Netzes zu kompromittieren, z. B. über den LoRaWAN-Nameserver des Kölner Unternehmens dataMatters GmbH mit kostenloser Testlaufzeit für bis zu 5000 Datenpakete: https://helium.datamatters.io/.
- Ökonomisch: Sensoren brauchen keine Sim-Karten, somit fallen keine laufenden Kosten an.
- Sozial: Beteiligung von Bürgern, Unternehmen, Schulen und Verwaltung.
Das Institut für digitale Zukunftstechnologien fördert dabei nicht nur Forschung und Standardisierung, sondern auch Bildung und gesellschaftliche Einbindung – vom Schulprojekt bis zur Industrieanwendung.
Showroom des Blockchain Reallabor: von der Mülltonne bis zum KI-Bus
Das Netz ist bereits heute produktiv im Einsatz – u.a. für:
- Füllstandssensoren im öffentlichen Raum (Abfallmanagement)
- Klimasensorik in der Stadtplanung (Baumgesundheit, Hitzeminderung)
- Energie-Monitoring in Schulen und Verwaltungsgebäuden
- Edge AI in Bussen zur DSGVO-konformen Fahrgastzählung
- Mobilitätssteuerung im ÖPNV (z. B. Parkplatzverfügbarkeit)
Der zentrale Unterschied zu klassischen Smart-City-Konzepten: Die Datenverarbeitung erfolgt lokal, ressourcenschonend und unabhängig von großen Plattformanbietern – ein Ansatz, den IDiTech als digitale Souveränität versteht.
Im Showroom des Blockchain Reallabors im Studio 6 des euronova Campus können diese und weitere LoRaWAN-Demonstratoren jederzeit kostenlos besichtigt werden. Das Blockchain Reallabor ist ein vom Fraunhofer FIT initiiertes Projekt und häufige Begegnungsstätte für Technologiepioniere und wirtschaftliche Entscheider, wenn es darum geht, vorwettbewerbliche Machbarkeitsstudien durchzuführen.
Zukunftsfähigkeit
23 weitere Bürgergateway werden gerade gewartet. Wenn diese live sind, ist Hürth mit 44 Gateways bereit für die Champions League der Smart Cities. Wenn Betreiber der folgenden Gateways Fragen zur Wartung haben, können Sie sich gerne bei hello@iditech.org melden: Careful Oily Beaver, Overt Lava Caribou, Bouncy Lemonade Procupine, Festive Pickle Cricket, Strong Coral Barbel, Blurry Navy Aphid, Damaged Porcelain Deer, Plain Vanilla Marmot, Vast Lemonade Baboon, Bubbly Covonut Parrot, Witty Merlot Mouse, Melodic Hazel Barracuda, Wild Rainbow Cuckoo, Precise Bronze Newt, Square Velvet Reindeer, Careful Tawny Eel, Spicy Cyan Chipmunk, Atomic Cloth Wallaby, Trendy Ginger Yak, Amusing Brown Trout, Dazzling Butter Starling, Savory Sky Rabbit, Cool Hazelnut Duck
Was ist Helium – und warum DataOnly?
Helium ist ein globales, offenes Funknetzwerk für das Internet der Dinge (IoT), das auf der energiesparenden LoRaWAN-Technologie basiert. Es funktioniert dezentral – jeder kann Gateways betreiben und damit das Netz erweitern. Ein Helium Gateway betreibt zusätzlich zur Funktechnik eine Blockchain-Knoteninstanz und kann Loyalty-Punkte verdienen, verursacht aber hohe Betriebskosten und ist komplex im Handling. Die Stadtwerke Hürth setzen auf DataOnly Gateways, die keine Blockchain-Funktion übernehmen, dafür aber wartungsarm, effizient und sicher über VPN angebunden sind – ideal für kritische Infrastruktur und kommunale Anwendungen.